Wetterauer Zeitung vom 25.05.2023

Gemeinsam kreativ werden

Erstellt: 25.05.2023, 20:00 Uhr

Von: Inge Schneider

Bernd Raab hat eher durch Zufall seine Leidenschaft und sein Talent für das Malen entdeckt. Er habe Feuer für die Kunst gefangen, sagt der 73-Jährige. In seinem Atelier in Altenstadt-Rodenbach hängt dieses dreiteilige Gladiolen-Ensemble. © Inge Schneider
Der Kunst- und Kulturkreis »Die Kraniche« wird im Juni und Juli wieder seine beliebten Workshops unter dem Motto »Kunst für jedermann« anbieten.
Lernen kann man dabei das Malen mit Aquarell oder Pastellkreide sowie Töpfern. Vereinsvorsitzender Bernd Raab möchte Menschen jeden Alters einladen, gemeinsam kreativ zu werden.
»Wir freuen uns sehr, unsere Workshops endlich wieder ohne Pandemie-Einschränkungen anbieten zu können, und laden Jung und Alt, Anfänger und Fortgeschrittene, ebenso gerne auch Menschen ein, die sich vielleicht seit ihrer Schulzeit zum ersten Mal wieder mit Kunst und ihren eigenen Fähigkeiten auf diesem Gebiet beschäftigen möchten. Nur Mut«, sagt Raab.
Vor vielen Jahren hat der heute 73-Jährige selbst durch einen Zufall seine eigene kreative Begabung entdeckt, die er inzwischen durch Unterricht bei renommierten Künstlern professionalisiert hat: Das Gespräch findet bei einer seiner Ausstellungen auf dem Kirchgartenfest in Altenstadt-Rodenbach statt.
»Dieser Weg war mir keineswegs vorgezeichnet«, sagt Raab. »Wie bei vielen unserer 42 Mitglieder war wohl eher die Gunst des Augenblicks im Spiel.« Tatsächlich saß der gelernte Fliesenleger damals bei einem italienischen Kunden und wartete auf dessen Erscheinen, als ihm an den Wänden des Besprechungszimmers zarte Pinienmalereien von Georgio Morandi (1890 bis 1965) auffielen. »Ich hatte nichts zu tun, außer zu warten, und konnte mich entweder über die Verzögerung ärgern - oder mir einen Stift schnappen und einfach einmal versuchen, diese Malerei nachzuempfinden.«
Bei vielen seiner Kolleginnen und Kollegen gebe es einen solchen Moment, in dem man für die Kunst Feuer gefangen hat, berichtet der Vereinsvorsitzende. »Das kann durchaus auch während unserer Workshops passieren, indem man sich einfach einmal an eine neue Technik herantraut oder erstmals überhaupt anfängt.«
Für ihn selbst begann damals in Italien eine Leidenschaft, die ihn seitdem nicht loslässt und sich auf die Techniken Aquarell, Acryl, Pastellkreide und Fotografie ausgedehnt hat. »Noch auf der Heimreise von Italien habe ich mir in Meran die ersten Malutensilien gekauft«, berichtet der Mann, der sich bis heute in Kursen und Online-Workshops weiterbildet und stets auf der Suche nach neuen Methoden und Herangehensweisen ist.
Aktuell werden seine Motive, die neben Landschaften realer und fiktiver Sehnsuchtsorte auch Naturmotive umfassen, zunehmend abstrakter. Eine derartige Entwicklung haben viele »Kraniche« hinter sich, sagt Raab, der als gebürtiger Eichener nach Rodenbach eingeheiratet hat und von hier aus seinen Weg in den Kunst- und Kulturkreis gefunden hat.
Damals standen die im Jahr 2000 ins Leben gerufenen »Kraniche« unter dem Vorsitz des Ranstädter Künstlers Winrich Bonerewitz, der mit Erlaubnis der Familie von Löw auch deren Wappenvogel, den Kranich, als Vereinssymbol gestaltet hat. »Die Erbauer des Löw’schen Schlosses zu Staden verewigten den Kranich als Symbol für Aufmerksamkeit, Wachsamkeit, Anmut und Gemeinschaftssinn in ihrem Wappen«, erläuterte Raab.
Die geplanten Workshops finden ebenfalls im Ambiente des dortige Florstädter Bürgerhauses statt. Für eine große Ausstellung im Herbst wechselt man ins Bürgerhaus Stammheim. »Das Thema der Ausstellung lautet: ›Sehnsucht nach Frieden, Freiheit, Freude, Leben, Liebe, Bildung‹«, sagt Raab.
Hierzu hat der Verein nicht nur die Künstler aus Florstadts Partnerstädten, sondern auch die Schülerinnen und Schüler der Karl-Weigand-Schule eingebunden, in der die »Kraniche« alle vier Wochen ihre internen Workshops abhalten. »Es ist uns ein Herzensanliegen, vor allem jungen Menschen für einen vertieften Umgang mit der Kunst zu begeistern. Wir haben einen Wettbewerb zum Ausstellungsmotto ausgeschrieben, von dem wir sicher sind, dass es gerade Jugendliche in unsicheren und zugleich sehnsuchtsvollen Zeiten anspricht, in denen es um ihre eigene Zukunft geht.« Die fünf besten Werke werden die Kraniche in die geplante Ausstellung integrieren.
Workshops im Juni und Juli
Die öffentlichen Workshop-Termine des Florstädter Kunst- und Kulturvereins »Die Kraniche« finden an den Wochenenden 3. und 4. Juni sowie am 22. und 23. Juli statt. Es handelt sich jeweils um einzelne Kurstage, die von 10 bis 15 Uhr im Bürgerhaus Staden, Parkstr. 2, kunstinteressierten jeden Alters offenstehen. Zur Wahl stehen an allen Tagen die Techniken Malen mit Aquarell, Malen mit Pastellkreide und Töpfern.
Im Juli kommt noch das Thema »Grundlagen Zeichnen« hinzu. Der Verein erhebt eine Teilnahmegebühr. Anmeldung und Informationen per E-Mail unter info@kraniche-florstadt.de oder per Telefon: 0173/6 37 85 88.
Die Ausstellung mit dem Titel »Sehnsucht« ist vom 13. bis 15. Oktober im Bürgerhaus Stammheim geplant. Weitere Infos zu Aktionen der »Kraniche« gibt es auch online: www.kraniche-florstadt.de.